Forschungs- und Lehrbereich Sprachen Nordeuropas und des Baltikums

 

Die Kombination der Sprachen aus drei Sprachgruppen unterschiedlicher genetischer Herkunft (skandinavische, ostseefinnische und baltische) in einem integriertem Forschungs- und Lehrprogramm macht den Forschungs- und Lehrbereich Sprachen Nordeuropas und des Baltikums (kürzer: die SNEB) einzigartig in Europa und sogar in der ganzen Welt. Dazu trägt auch die bewusste gesellschaftliche und kommunikationslinguistische Orientierung bei, die ihn von anderen sprachwissenschaftlichen Lehrstühlen im Gebiet der Skandinavistik, Ostseefennistik und Baltistik in Deutschland klar unterscheidet.

Im Zentrum der Forschungs- und Lehrtätigkeit steht die dialogische Beziehung zwischen Sprache und Gesellschaft. Hinsichtlich des linguistischen Paradigmas widmet sich der Forschungs- und Lehrbereich sprachgebrauchsorientierten linguistischen Traditionen der dialogischen Linguistik, die seit Jahrzenten äußerst populär in den USA, Großbritannien, Frankreich und den nordischen Ländern ist. In aller Kürze konzentriert sich dialogische Linguistik darauf, eine Beschreibung und ein universal-generalisierbares Modell zu liefern, wie Sprache sowie die gesellschaftlichen Strukturen von Menschen durch ihr Kommunizieren geschaffen werden, und wie die Gesellschaft die Sprache beeinflusst. Dieser befindet sich sowohl ontologisch als auch epistemologisch in Opposition zur generellen Linguistik und zu den typologischen Ansätzen, die das Etablieren von universellen Merkmalen menschlicher Sprache zum Ziel haben.

Schwerpunkte in der Forschung der MitarbeiterInnen der SNEB sind u.a. die Beziehung zwischen Sprache und Identität, die Rolle verschiedener Varietäten in multilingualen Gemeinschaften und die Auswirkungen sozialer, kultureller und politischer Phänomene wie Nationalismus, Migration, europäische Integration und Globalisierung auf Sprache und Sprachgebrauch. Im Rahmen der soziolinguistisch orientierten Studien der Mitglieder des SNEB-Teams liegt ein besonderer Fokus auf sprachlichen und kulturellen Minoritäten des Nordens und des Baltikums.

Den Studierenden bietet der Forschungs- und Lehrbereich SNEB die nahezu einmalige Chance den Nord-Osten der EU als Ganzes kennen zu lernen und sich Spezialkenntnisse in Sprachen anzueignen, die auch und gerade auf dem Arbeitsmarkt nicht zum Standard gehören und künftig verstärkt nachgefragt werden. In der Lehre strebt der Forschungs- und Lehrbereich dazu, die Studierenden zur kritischen und kreativen Auseinandersetzung mit Theorien und Methoden sowie zu innovativer Bearbeitung von Problemen im Bereich der sprachgebrauchsorientierten Linguistik zu qualifizieren. Inhaltlich befassen sich die sprachwissenschaftliche Lehrveranstaltungen mit vier zentralen Bereichen: Sprach- und Kulturraum Ostsee; Nordische und baltische Linguistik; Sprache, Kultur und Gesellschaft; Sprache und Interaktion. Als Beispiele gesellschaftslinguistischer Themen, die in den Lehrveranstaltungen beleuchtet werden, kann man Themengebiete wie das linguistische Erbe des Totalitarismus in der Ostseeregion, Sprachenpolitik und Sprachenplanung in den nordischen und baltischen Ländern sowie die Sprachenpolitik der EU und deren Konsequenzen für und in den Sprachen der nordischen und baltischen Länder nennen. Weitere zentrale Lerngebiete sind die faszinierende Wechselwirkung struktureller, funktionaler und sozialer Kräfte beim Sprachwandel, die natürlich unter besonderer Berücksichtigung der in den nordeuropäischen und baltischen Ländern gesprochenen Sprachen behandelt werden.

Die SNEB sind ein wichtiger Partner der JGU im Internationalisierungsprozess der Universität. Es bestehen bilaterale Erasmus-Vereinbarungen mit 17 Universitätsabteilungen im ganzen Norden und dem Baltikum (darunter alle Spitzenuniversitäten des Nordens und des Baltikums), die den Studierenden die Möglichkeit anbieten, ein Semester oder Jahr im Ausland zu studieren.