Digital Language Diversity Project (DLDP)

Der Forschungs- und Lehrbereich Sprachen Nordeuropas und des Baltikums (SNEB) der Johannes Gutenberg-Universität (JGU) hat sich unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Anneli Sarhimaa als Mitglied im Konsortium des Digital Language Diversity Projects (DLDP) im Rahmen des Erasmus-Plus-Programms erneut erfolgreich um Forschungsgelder beworben. Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren, Ziel ist die Stärkung und Erhöhung der digitalen Präsenz europäischer Regional- und Minderheitensprachen.

Die sprachliche Diversität ist sowohl Grundstein als auch wertvolles kulturelles Erbe Europas und benötigt effiziente Messmethoden, um nicht nur deren Schutz, sondern auch deren Förderung gewährleisten zu können. In der heutigen Zeit kann eine nachhaltige Politik auf diesem Gebiet die digitale Welt nicht ignorieren. Dort sind nach Schätzungen nur etwa sechs Prozent der Sprachen der Welt vertreten. Die Fülle der Regional- und Minderheitensprachen der EU ist dort hingegen nicht nur stark unterrepräsentiert, sondern von digitalen Angeboten nahezu vollständig ausgeschlossen. Im Vergleich zu Sprechern der europäischen Nationalsprachen erfahren Sprecher der Regional- und Minderheitensprachen daher tagtäglich Nachteile hinsichtlich der digitalen Angebote und Möglichkeiten. So sind z. B. große Internetportale wie soziale Medien, Buchungsportale etc. jeweils nur in einer beschränkten Auswahl an Sprachen verfügbar. DLDP will dazu beitragen, diese Nachteile zu beseitigen, indem Möglichkeiten geschaffen werden, dass Sprecher der Regional- und Minderheitensprachen ihre Muttersprache auch in der digitalen Welt anwenden können.

Das DLDP-Konsortium besteht aus fünf Institutionen. Koordiniert wird es vom Istituto di Linguistica Computazionale des Consiglio Nazionale delle Ricerche (CNR-ILC) unter der Leitung von Dr. Claudia Soria in Pisa/Italien. Weitere Partner sind neben der JGU das European Language Equality Network (ELEN) in Frankreich sowie Karjalan Kielen Seura in Finnland und die baskische Organisation Elhuyar Fundazioa in Spanien. Aus diesen Partnern ergeben sich auch die Regional- und Minderheitensprachen, anhand derer DLDP Methoden entwickeln wird, um deren digitale Präsenz nachhaltig zu stärken: Bretonisch in Frankreich, Karelisch in Finnland, Baskisch in Spanien sowie Sardisch in Italien.

Wichtig ist allen Beteiligten allerdings, dass diese Sprachen beispielhaften Charakter haben; die Forschungsergebnisse sollen auf möglichst viele Regional- und Minderheitensprachen anwendbar sein. Der Forschungs- und Lehrbereich Sprachen Nordeuropas und des Baltikums, der mit keiner der genannten Sprachen direkt verbunden ist, wird sich mit der Entwicklung eines sprachenübergreifenden Trainingsprogramms befassen, das sich an die Sprecher der Regional- und Minderheitensprachen richtet und ihnen zum einen hilft, effektiv digitale Inhalte in ihrer Sprache zu produzieren, und zum anderen Lernmaterialen zugänglich zu machen.

Die Entwicklung dieses Trainingsprogramms ist eines von vier Hauptbestandteilen innerhalb DLDP. Der erste Schritt ist eine Umfrage innerhalb der genannten Sprachgemeinschaften, um die digitale Vitalität der jeweiligen Sprachen zu erfassen. Mit einem „Digital Language Survival Kit“ sollen dann klare und umsetzbare Empfehlungen gegeben werden, was getan werden muss und kann, damit eine Sprache in der digitalen Welt präsenter wird: Wo liegen die Herausforderungen und Schwierigkeiten, auf welchen Gebieten besteht der größte Handlungsbedarf und welche Instrumente dafür sind vorhanden. Das „Digital Language Survival Kit“ wird darüber hinaus ein Instrument bieten, um Sprechern anderer Regional- und Minderheitensprachen die Möglichkeit zu geben, die digitale Vitalität ihrer Sprache messen zu können. Die Entwicklung des Trainingsprogramms startet in 2016 und baut auf den Ergebnissen der Umfrage und des „Digital Language Survival Kit“ auf.

Neben dem „Digital Language Survival Kit“ sowie dem Trainingsprogramm werden außerdem eine interaktive Website entstehen sowie ein Fahrplan, der sich an Interessensvertreter und Entscheidungsträger richtet und ihnen zum einen aufzeigt, wo die institutionellen und technischen Herausforderungen liegen, aber zum anderen auch, wie Lösungen aussehen können, um Regional- und Minderheitensprachen in der digitalen Welt verstärkt nutzen zu können.

Die Drittmittel für SNEB belaufen sich auf knapp 80.000 Euro, für den Forschungs- und Lehrbereich ist es nach dem ELDIA-Projekt (2010-2013), das von Prof. Sarhimaa an der JGU koordiniert wurde, bereits das zweite durch die EU geförderte Projekt innerhalb der letzten fünf Jahre.